Kurzstrecke hat geschrieben: ↑Mi 13. Mär 2024, 20:25
Im besagten video wurde beklagt, dass campen und Camper anders sind als in früheren Jahren. Früher wäre das eine große Familie gewesen, mit demselben Hobby, man wäre füreinander da gewesen, hilfsbereit, kommunikationswillig ... heute sei alles anonym, man würde kaum noch grüßen
Kann ich bestätigen. Woran das liegt hat hat dereinst Stanislaw Jerzy Lec trefflich formuliert:
Früher standen sich die Menschen viel näher. Es blieb ihnen auch nichts anderes über, die Waffen trugen noch nicht so weit
Umgelegt auf das Camperverhalten:
Früher:
Die Familie ist im Sommer mit Sack und Pack in den Urlaub gen Süden gefahren, hat einen CP auserkoren, die Zelte aufgeschlagen, den Spirituskocher aufgestellt, die Schlafsäcke verteilt und jeder hat sein Zeug in einem Rucksack neben dem Kopfpolster drappiert. Dann gabs drei Wochen lang Suppe und Bohnen aus der Dose und keine frische Unterwäsche - weil man ohnehin nur in der Badehose herumlief. Bei einem Ausstattungsmanko - fehlender Hammer für die Häringe o.ä. - hat man den Nachbarn gefragt und Zeug wurde gegenseitig ausgeborgt. Ging das Salz oder das Campinggas aus, dann hat man das auch vom Nachbarn gekriegt. Als Gegenleistung hat man dem Nachbarn nach dem nächsten Einkauf eine volle Packung Salz oder eine neue Gas Buddel mitgebracht. Der hat sich dann wieder genötigt gefühlt, sich seinerseits mit einem Bier oder einem Gläschen Wein zu bedanken. Und schon sitzen zwei Familien abends zusammen und leeren den gesamten Wein- u. Biervorrat. Am nächsten Tag hatten alle einen Brummschädel, mussten sich lange ausschlafen, ehe man sich zu Mittag am Strand oder beim Geschirrwaschen wieder getroffen hat - und einstimmig befunden hat "das müssen wir wieder machen, heute bring ICH den Wein mit".
Heute:
Es gibt nur mehr gefühlte 10% Camper, die im Zelt pennen. Wohnwägen sind im Rückgang, Womos sind en vogue. Jeder - auf die Luxus-Zeltler - sind vollausgestattet mit allem Pipapo. Jeder hat einen Kühlschrank, einen mehrflammigen Gaskocher, frische Unterwäsche für jeden Tag und die dazu gehörige Ausgehuniform. Mancheiner schleppt sogar einen Geschirrspüler oder eine Waschmaschine mit. Wenn einem ein Accessoir fehlt, dann lupft man das Handy und bestellt bei Amazon Prime direkt auf den CP. Pizza lässt man sich ohnhin liefern. Abends zieht man sich in die eigenen 4 Wände zurück und dreht den Fernseher auf.
Fragen?