Wirklich ganz schwieriges Thema.....
Ich versuch mal, meine Gedanken dazu darzulegen, ohne irgend jemandem damit zu Nahe treten zu wollen. Ich kann etwas mitreden, darum erlaube ich mir das.....
Zuerst - ich finde es gut, mit solchen Krankheiten offen umzugehen und auch offen darüber zu reden, so hab ich's auch gemacht.
zweitens - ich betrachte mich - und gelte auch nach ärztlichen Aspekten als geheilt, wobei mir alle Ärzte versicherten, dass meine eigene Einstellung wesentlich zum heutigen Ergebnis beigetragen hat - ich hoffe, es kommt rüber, was ich damit sagen will.
Nun also meine Geschichte:
2015 dachte ich ohne irgendwelche weiteren Beschwerden, dass Herzdame meine Unterwäsche wohl etwas zu heiss gewaschen hat und sie darum eingegangen ist - ich war beim Motorradfahren und alles fühlte sich irgendwie "eng" an, immerhin - ganz ohne Schmerzen.
Da ich extrem Körper sensibel bin und Veränderungen wahrnehme, die andere erst gar nicht merken ging ich zur Kontrolle - Diagnose..... da wächst was, was da nicht wachsen sollte....
wir sollten so rasch wie möglich operieren, gehen sie nach Hause und besprechen sie das weitere Vorgehen mit ihrer Familie. Darauf ich....nein - hier geht's um mich, also operieren sie und zwar am liebsten sofort - dies war an einem Donnerstag - am Montag lag ich unter dem Messer.
Resultat - alles gut gegangen und weil sehr frühzeitig erkannt - keine Ableger. Nun stellte sich die Frage der Nachbehandlung. Chemo - ja oder nein, dazu wurden mir -3- Varianten angeboten bei einem "ja" - 1. über 6 Monate langsames und behutsames einträufeln - 2. das ganze etwas weniger soft in 2 Monaten oder 3. die radikale Tour - alles auf einmal rein an einem Tag (6Std.) und dann abwarten und.... hoffen.... Wusstet ihr, dass über 60% der so Konfrontierten eine Chemo aus Angst ablehnen? Meine Antwort war "ihr habt 30 Jahre geforscht um den Tod durch diese Krankheit zu 97% zu besiegen - also ich werde diese Erfahrung für mich nutzen" Wie auch immer, man bereitete mich darauf vor, dass ich mit grosser Wahrscheinlichkeit 5-8 kg verlieren werde aufgrund Appetitlosigkeit während des Prozesses. Um's kurz zu machen - ich entschied mich für die harte Variante, durfte am Abend nach Hause und musste mich für 2 Wochen von der Aussenwelt abschotten, weil mein Imunsystem völlig platt war.
Also - ich kam nach Hause und hab erst mal den ganzen Kühlschrank lehrgefuttert, ich hatte einen Bärenhunger die nächsten 3 Tage und statt wie vorhergesagt abgenommen hab ich - 8 kg zugenommen in kürzester Zeit - daran habe ich bis heute zu arbeiten, alles andere war nach 6 Wochen ausgestanden - ich gelte heute diesbezüglich als geheilt wie oben schon erwähnt.
Dann - vor 2 Jahren - ich hab ja durch die erste OP nach wie vor jährliche Nachkontrollen (die wären normal nach -5- Jahren erledigt, aber ich dachte dass es nicht schaden würde, wenn ich das für die Zukunft einfach beibehalte). Alles immer gut - bis 2022 auf einmal die PSA werte anfingen ganz, wirklich ganz langsam anzusteigen. Wir haben die Kontrollen dann etwas engmaschiger gemacht und siehe da - wieder sehr frühzeitig erkannt - wieder diese kleinen, miesen Viecher, diesmal an meiner Prostata. Wiederum sehr kurzfristig gehandelt - die Prostata kam raus mit der "Da Vinci Methode" - und wieder - alles gut, mein Kopf liess es nie zu, dass ich mir da mehr Gedanken als nötig machte. Einen Monat später war ich TROCKEN und weitere 3 Monate später "voll funktionsfähig" - ich hoffe, ihr versteht wieder.
Beckenbodentraining brauchte ich 2x - man hat mir gezeigt wie's geht und ich konnte es - in jeder Lebenslage und heute hab ich keinerlei Einschränkungen.
Ich hab für mich entschieden - ja, ich werde eines Tages sterben, aber diese kleinen miesen Viecher, die schaffen das nicht - es gibt genug andere Möglichkeiten die ich nicht verhindern kann - aber nicht diese Viecher - die nicht.
Ich denke eigentlich nie mehr an meine Geschichte, ausser..... ich lese von anderen darüber - MEIN KOPF lässt das einfach nicht zu...
PS: ich glaube, ich hab darüber hier schon mal geschrieben - ist aber wie gesagt für mich längst vergessen
und @ Sparks - ich wünsche dir Kraft, das ganze zu bewältigen - es geht - ganz sicher, ich wollte dir mit meiner Geschichte Mut machen. Einen Psychologen brauchte ich nicht, der hat das bei einem kurzen Erstgespräch selber erkannt, aber da ist sicher jeder anders.
und übrigens: es gibt jemanden hier im Forum den ich mir als Vorbild genommen hab - was muss der für Kräfte haben seine Geschichte wegzustecken, ich glaube der Mann ist nicht kleinzukriegen.
DANKE Ralf - mir hast du allein durch deine Lebensgeschichte geholfen!