Moin ihr Lieben,
nachdem ich ein Update zu unseren Kastenwagen gegeben habe, bat mich AndiEh, ein paar Bilder vom Auto bzw. unserer Wintertour durch Skandinavien hier im Forum zu posten. Da ich sowieso gerade Zeit habe, dachte ich mir, dass ich einen kleinen Reisebericht bzw. Erfahrungsbericht schreiben kann. Vielleicht hilft es dem ein oder anderem.
Vorweg, meine Frau und ich sind beide voll berufstätig und haben uns ein halbes Jahr Auszeit (Sabbatical) genommen. Das ganze läuft über ein Teilzeitmodell, bei dem das freie halbe Jahr im Vorfeld rausgearbeitet wird. Soviel dazu. Nun zur Reise an sich. Unser Plan war es, die ersten 3 Monate des Sabbatical in Nordeuropa zu verbringen und im Winter mit dem Kastenwagen ans Nordkapp zu reisen.
Die Reise selbst startete am 13.12.2024 in Hamburg. Nachmittags ging es für uns mit Hund über die A7 nach Dänemark, dort quer durch und dann über die Öresundbrücke nach Schweden. In Melbystrand verbrachten wir die erste Nacht unserer Reise. Wir haben im Vorfeld lange überlegt, welche Route wir nehmen. Direkt durch Norwegen oder doch lieber durch Mittel- und Nordschweden. Aufgrund unserer Hündin haben wir uns für den Weg durch Norwegen entschieden, da wir ansonsten vermutlich Zeitprobleme hinsichtlich der Wurmkur bekommen hätten, die wir in Deutschland noch haben machen lassen.
Wir sind dann am 15.12.2024 südlich von Oslo nach Norwegen eingereist. Kurzer Stop beim Zoll und dann ging es auch schon weiter. Kurz zum Hintergrund, wir hatten vorab für Weihnachten und Neujahr ein Ferienhaus auf den Vesteralen gebucht. Also hatten wir eine eine Woche Zeit für den Weg dort hoch.
Die Straßenverhältnisse in Südnorwegen waren wie in Deutschland. Kaum Schnee, wenig Eis und Temperaturen im einstelligen Plusbereich. Schnee bzw. die ersten weißen Straßen gab es dann kurz hinter Lillehammer. Um Trondheim herum waren die Straßen dann wieder grau und trocken, aber auch nur dort. Je nördlicher wir kamen, desto weißer wurden die Straßen. Jedoch war alles mit unseren AT-Reifen problemlos befahrbar. Wir hatten diese vor der Reise noch erneuert, obwohl wir noch knapp die Hälfte des Profils gehabt hätten. Hier sind wir jedoch auf Nummer sicher gegangen.
Die ersten Probleme mit dem Wetter hatten wir kurz vor Mosjoen, als wir in einen Schneesturm geraten sind. Dazu sind uns teilweise die Scheibenwischer während der Fahrt eingefroren. Also hieß es hier das erste Mal Zwangspause machen. In der Dunkelheit und bei dem Wetter war für uns zumindest eine Weiterfahrt zu gefährlich. Auch merkten wir ganz schnell, dass selbst Norweger mit PKW auf die Parkplätze an der E6 fuhren und dort anhielten. Wir haben uns dann einen Platz für die Nacht gesucht und auf besseres Wetter gehofft. Tatsächlich klarte es ein wenig am nächsten Morgen auf und wir konnten nach Mo i Rana weiterfahren. Hier war dann allerdings die nächste Zwangspause, da die Nord-Süd-Verbindung in Norwegen durch das Saltfjellet führt (hier ist auch das große Polarkreiscenter). Genau diese Passage war aufgrund starker Schneeverwehungen gesperrt. Eine Umleitung wäre über Schweden möglich gewesen, dass Wetter war dort aber auch nicht besser. Also wieder abwarten.
Am nächsten Morgen ging es dann weiter und wir machten einen großen Sprung bis nach Narvik. Und mit einem Tag "Verspätung" erreichten wir unser Ferienhaus auf den Vesteralen. Dort blieben wir dann bis in den Januar hinein und erlebten traumhafte Polarlichter, herbe Winterstürme und Schneemengen, die uns erstaunen ließen.
Im Januar ging es dann weiter auf die Lofoten. Hier wurden wir vom Eis überrascht. Über mehrere Tage war es spiegelglatt auf den Straßen. Zudem wurden die Lofoten im Januar von Horden asiatischer Touristen überflutet. Diese kamen nicht mit dem Reisebus, so wie man es kennt, sondern alle mit Mietwagen. Ein absolutes Chaos, besonders an den Touristenhotspots. Zudem haben wir mehrere Unfälle mit den Mietwagen erlebt, scheinbar meist durch Unaufmerksamkeit und den widrigen Straßenverhältnissen verursacht.
Wir waren zumindest froh, die Lofoten hinter uns lassen zu können. Es ging dann weiter in Richtung Norden über Alta. Zuvor haben wir uns jedoch noch Spikes zum reinschrauben in die Reifen besorgt. Nach langer Recherche haben wir uns für BestGrip BG1100 entschieden. Davon haben wir in einem norwegischen Landhandel (https://www.felleskjopet.no/privat/) 300 Stück gekauft und gleichmäßig in allen 4 Reifen verschraubt. Und tatsächlich hat es funktioniert. Da die Straßen auf dem Weg nach Alta regelmäßig überfroren waren, hat sich das Bremsverhalten und die Spurtreue deutlich verbessert. In Alta angekommen hieß es dann wieder warten. Zunächst hatten wir Temperaturen bis -20 Grad, dicht gefolgt von Tauwetter. Die Straßen dementsprechend glatt. Hinzu kam starker Sturm, sodass wir 4 Nächte in Alta abwarten mussten, bevor es weiter in Richtung Nordkapp ging.
Der Weg zum Nordkapp selbst war unspektakulär. Ich denke die meisten kennen die Dokus und Bilder von den bis zu 4 Meter hohen Schneewänden am Nordkapp, Kolonnenfahrten und den traurigen Gesichtern, wenn man es nicht zum Nordkapp geschafft hat im Winter. Was soll ich sagen. Wir hätten den Weg von Olderfjord zum Nordkapp mit Sommerreifen machen können. Anfang Februar 2025, kein Schnee, kein Eis, dafür 5 Grad Plus und starker Wind. Selbst am Nordkapp lag kaum mehr Schnee.
Wir blieben über Nacht am Nordkapp und sind dann weiter in Richtung Finnland gefahren. Hier blieben wir bis Ende Februar und erlebten traumhafte Polarlichter in Inari. Auch so überraschte uns Finnland. Unsere Schneeketten, die wir nun schon 3 Jahre durch die Gegend fahren, haben wir in Finnland tatsächlich zweimal gebraucht. Einmal, als ich in eine Loipe gefahren bin (Upsi, da hab ich echt gepennt). Und einmal am östlichsten Punkt Finnlands, als wir im Wald drehen wollten und anschließend nicht mehr vom Fleck kamen.
Von Finnland ging es Anfang März nach Estland, dann weiter über Lettland, Litauen und Polen nach Hause. In den paar Tagen hat uns Estland sehr gefallen, hier werden wir demnächst nochmal vorbei schauen.
Ich tue mich gerade schwer, das Ganze in Worte zu fassen, dafür waren die Eindrücke zu viele und die Zeit zu lange. Ich hänge an diesen Beitrag ein paar Bilder an. Wenn ihr Fragen habt, immer her damit. Ansonsten hier noch ein paar Erkenntnisse, die ich während der Reise gewonnen habe:
1. Reisezeiten: Google meint erst oft gut mit seiner Reisedauer. Meine Erfahrung, nehmt diese Zeit bei winterlichen Verhältnissen mal zwei. Meine durchschnittliche Reisegeschwindigkeit in Norwegen und Finnland war 60 km/h.
2. Stellplätze: Park4Night ist toll. Im Sommer. Im Winter sind viele Stellplätze nicht erreichbar. Sucht daher bei Stellplätzen immer nach Kommentaren von Leuten, die im Winter da waren.
3. Ver- und Entsorgung: Trinkwasser gibt es oft an Tankstellen, aber auch hier im Winter nur eingeschränkt. Die meisten Bodenabläufe (und damit Grauwasserentsorgung) sind zugefroren. Je nördlicher ihr kommt, desto schwieriger wird es auch eine Toilettenentsorgung zu finden.
4. Temperaturen: Unser Grauwasser gefriert ab -4 Grad Außentemperatur. Unsere Wasserleitung im Fahrzeug ab - 12 Grad. Wir hatten daher immer 2 Kanister mit Wasser im Fahrzeug.
5. Strom: Der Energieverbrauch steigt im Winter massiv. Unsere Dieselheizung lief komplett durch. Dementsprechend steigt auch der Energieverbrauch. Im Schnitt kamen wir auf einen Verbrauch von 100 - 150 Ah pro 24 Stunden.
Liebe Grüße
Stefan
Nordkapp im Winter, ein kleiner Reisebericht
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Re: Nordkapp im Winter, ein kleiner Reisebericht
Vielen Dank für den interessanten Bericht.
Gruß
Andi
Gruß
Andi
Unterwegs mit einem Knaus Sun Ti 700 MEG 2019 4t Jetzt reisen.....nicht später
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Re: Nordkapp im Winter, ein kleiner Reisebericht
Auch von mir ein großes Dankeschön 
Hymer B678 individual
2025: Spreewald, Norwegen, Ocean Race Europe Kiel, Drachenfest Rømø
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Re: Nordkapp im Winter, ein kleiner Reisebericht
Danke für den Bericht.
Hinweis: ich würde ander Reifen Fahren und mehr Spikes verschrauben.

Die waren auch nicht die beste Wahl.

Hinweis: ich würde ander Reifen Fahren und mehr Spikes verschrauben.
Die waren auch nicht die beste Wahl.

Gruß Uwe
Aktuelle Reise: https://ski-web24.de/Staedtereisen/Fran ... rtOder.htm
Eura Mobil Terrestra 710 HB, Solarkraftwerk 850 Wp, 442Ah LiFeYPO4 Akku, https://www.unki2010.de , fast völlig autark
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Re: Nordkapp im Winter, ein kleiner Reisebericht
Also mit unseren Reifen (Yokohama Geolandar AT) war ich sehr zufrieden. Auf Schnee zumindest. Auf Eis kannst du glaub ich fast jeden Reifen vergessen.
Ich würde aber tatsächlich beim nächsten Mal vor Ort Reifen kaufen oder mieten. Und dann direkt Reifen mit Spikes. Das nachträgliche reinschrauben kann man machen, ist aber eine ziemliche Arbeit. Und im Nachgang betrachtet würde ich auch vorn mindestens 100 Spikes pro Reifen verwenden.
Ich habe die Spikes in Finnland kurz vor Helsinki wieder rausgeschraubt. Fast alle Spikes waren runtergefahren (es lag auch kaum noch Schnee südlich von Rovaniemi) und wanderten direkt in die Tonne.
Ich würde aber tatsächlich beim nächsten Mal vor Ort Reifen kaufen oder mieten. Und dann direkt Reifen mit Spikes. Das nachträgliche reinschrauben kann man machen, ist aber eine ziemliche Arbeit. Und im Nachgang betrachtet würde ich auch vorn mindestens 100 Spikes pro Reifen verwenden.
Ich habe die Spikes in Finnland kurz vor Helsinki wieder rausgeschraubt. Fast alle Spikes waren runtergefahren (es lag auch kaum noch Schnee südlich von Rovaniemi) und wanderten direkt in die Tonne.
On Tour im Karmann Davis 590 Trendstyle.
Re: Nordkapp im Winter, ein kleiner Reisebericht
Wir sind 3 Winter mit Spikes und 4 Winter ohne Spikes gefahren.scandivania hat geschrieben: Di 15. Apr 2025, 22:21Auf Eis kannst du glaub ich fast jeden Reifen vergessen.
Spikes habe ich uch nur eine Saison verwendet.
Die neuen Winterreifen fahre ich ohne, auch auf Eis.
Mn muß halt nur behutsam reagieren.
PS.: 100 Spikes ist ein gutes Mass für einen Reifen.
Gruß Uwe
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