falls Ihr diesen Sommer keine langen Reisen mehr unternehmen möchtet aber trotzdem noch Resturlaub zu verplanen habt, möchte ich Euch eine Anregung geben. Baut Euch doch einfach einen Carport für Euer mobiles Heim! Als keine Anregung dachte ich mir, dass ich Euch hier vielleicht mal ein Wenig zur Entstehungsgeschichte unseres Pössl-Hauses erzähle. Das Carport ist komplett in Eigenleistung entstanden, also ohne Handwerker (okay, als Physiotherapeut bin ich ja eigentlich selbst Handwerker


Den ersten Carport habe ich letztes Jahr im März fertiggestellt. Er bietet Platz für unser Familienauto und erstreckt sich nach hinten über die angrenzende Garage. Hauptsächliche Motivation für den Bau war nicht allein der sichere Unterstand für unser Auto, sondern vor allem die Möglichkeit, mehr Regenwasser für die Gartenbewässerung und unseren Gartenteich sammeln zu können. Man glaubt gar nicht, was bei gut 50m² Gesamtfläche bei einem einzigen Regenguss so zusammen kommt! In diesem verregneten Sommer hätten wir locker die Gärten der gesamten Nachbarschaft mitbewässern können.
Eigentlich wollte ich schon damals bei der gleichen Gelegenheit auch unserem Wohnwagen einen Unterstand bauen aber meine Frau hat mich angefleht, die Nachbarschaft erst einmal mit neuerlichem Baulärm zu verschonen!


Nachdem wir unseren Pössl letzten Sommer in der Ausstellung eines Händlers in unserer Gegend gefunden haben, haben wir die Auslieferung bewusst nach hinten verlegt, weil wir noch einige Sonderwünsche realisiert haben wollten und erst einen Unterstand für den KaWa fertigstellen wollten. Wegen der Corona-Pandemie hat sich dann die Lieferung der Leimbinder um ganze vier Wochen verzögert. Zum Glück hatten dadurch wenigstens die Betonfundamente der vorderen Stützpfosten Zeit genug zum Aushärten.
Nachdem wir feststellen durften, dass sich die Miete eines Baugerüstes wegen der Corona-Pandemie um gut 100% verteuert hat, haben wir uns kurzerhand ein für den Hausgebrauch absolut ausreichendes, kleines und auf dem Dach unserer Garage problemlos verstaubares Baugerüst gekauft. Als dann die Leimbinder angeliefert wurden, habe ich zum ersten Mal in meinem Leben eine Oberfräse in die Hand genommen und die Aussparungen für die Pfostenanker in die Sockel der Stützpfosten ausgefräst,...
...die ich danach gleich mal probeweise aufgestellt habe. Passt!
Nachdem ich die ersten Stützpfosten für die Hauswand fertig lackiert und montiert hatte, habe ich die knapp 7m lange und sauschwere Firstpfette probeweise nach oben bugsiert, um die einzelnen Punkte für deren Wandverankerung für die spätere Montage zu markieren. Natürlich hätte ich dies auch nach der Lackierung machen können, da ich aber den (eigentlich saublöden) Ehrgeiz hatte, alles ohne Hilfe allein zu stemmen, wollte ich zuerst überprüfen, ob die Methode, die ich mir hierfür ausgedacht hatte, überhaupt funktioniert.
Zur Sicherung habe ich zwei Schraubösen im Abstand von 2,5m in die Pfette geschraubt und über diese den Balken am Gerüst gesichert. Zusätzlich habe ich mit Stahlstangen, die ich durch die Hohlsprossen des Gerüstes geschoben habe, zusätzliche Auflagepunkte für den Balken am Gerüst geschaffen.
Jetzt ging es Schritt für Schritt nach oben. Immer wieder Gurt nachspannen, Stahlstangen umstecken und sichern...
...bis das schwere Teil endlich oben auf den Stützpfosten auflag und ich die Ankerpunkte markieren konnte!
Nachdem ich die Pfette wieder sicher am Boden und mit zweifacher Grunddierung und dreilagigem Schutzanstrich lackiert hatte, konnte das Ganze wieder von vorn losgehen.
Diesmal hatte ich bereits mehr Routine, so dass die Pfette in Nullkommanichts wieder oben war!

Oben angekommen, musste als erstes unsere Hausnummer von der Fassade weichen, weil die sonst hinter dem Carport verschwunden wäre. Für die Verankerung der Firstpfette und der vier Stützpfosten habe ich 28cm lange Schrauben verwendet, da die Fassade über eine dicke Wärmeisolationsschicht verfügt, die zu überbrücken war. Aus statischen Gründen hätten es wahrscheinlich zwei Stützpfosten an der Hauswand auch getan, aber sicher ist sicher! Das Gerüst war übrigens zu jedem Zeitpunkt an den Dachsparren unseres Hauses gesichert, da es ansonsten umgekippt wäre.
Die Methode, die sich bereits beim Hochziehen der Firstpfette bewährt hatte, kam an der Vorderseite des Carports genauso zur Anwendung. Ein mulmiges Gefühl hatte ich dabei schon, weil das Gerüst völlig frei stand und nicht am Hausdach gesichert werden konnte. Dank einiger Dachsparren als Gegengewicht auf dem Gerüstsockel, hielt sich die Wackelei dann aber doch in überschaubaren Grenzen! Die Bauberufsgenossenschaft wäre wahrscheinlich Amok gelaufen, wenn sie das gesehen hätte!

Ein besonders erhebendes Gefühl war es, als der erste Dachsparren montiert war. Jetzt konnte man ungefähr ahnen, wie das Ganze am Ende aussehen würde. Einziges Problem: Bis zur Auslieferung unseres Pössl waren es nur noch zwei Tage und ich hatte immer nur drei Stunden Mittagspause und den späten Abend für die Arbeit zur Verfügung! Mit Rücksicht auf die Nachbarn konnte ich leider nicht so lange Krach machen, wie ich es gern getan hätte und meine Frau wachte mit Argusaugen darüber, dass ich mich hieran auch gehalten habe.
Zum Glück hatte ich bereits alle Dachsparren passend zugesägt und lackiert (geschäuschlose Nachtarbeit ohne Störung der Nachbarn!), so dass es jetzt ziemich schnell ging!
Da ich auch die Doppelstegplatten und die Alu-Profilschienen für deren Befestigung bereits während der Wartezeit auf die verspätete Holzlieferung passend gekürzt und vorbereitet hatte, konnte ich vor der Auslieferung immerhin vier von sechs Feldern fertigstellen.
Was dann folgte, waren die beiden stressigsten Tage dieses Jahres, denn ich bin voller Optimismus auf die Zulassungsstelle gefahren, um unseren Pössl mit den reservierten Wunschkennzeichen zuzulassen. Womit ich überhaupt nicht gerechnet habe, war, dass unsere Zulassungsstelle wegen eines massiven Corona-Ausbruchs unter den Mitarbeitern für Privatpersonen geschlossen war. Zulassung nur mit Voranmeldung und vier bis sechs Wochen Wartezeit. Sch....!!! Am vereinbarten Abholungstermin mussten wir aber trotzdem festgehalten, weil der Händler uns keinen anderen Termin anbieten konnte, der uns gepasst hätte. Aus diesem Grund haben wir unseren Pössl dann mit roten Kennzeichen überführt. Da die Kennzeichen noch am gleichen Abend zurückgegeben werden mussten, hatten wir keine andere Wahl, als den KaWa unter dem halbfertigen Carport abzustellen, denn am Straßenrand konnten wir ihn ohne Anmeldung schlecht abstellen!

Am nächsten Morgen haben wir unseren Pössl dann das erste Mal bei Tageslicht bewundern können, ehe es mit der Arbeit am Carport weiterging.
Nachdem alle sechs Felder fertig verlegt und auch die Regenrinne montiert war, ging es mit der Verblendung der äußeren Dachsparren und der Regenrinne weiter. Zum Glück hatte ich hier bereits vorgearbeitet, so dass die bereits fertig lackierten Bretter nur noch hier und da etwas zugeschnitten und an den Schnittkanten neu lackiert werden mussten. Als Wandabschluss habe ich ebenfalls lackierte Bretter verwendet. Die warmen Oktobertage kamen mir bei dieser Fummelarbeit in luftiger Höhe sehr entgegen!
Da der Wandabschluss im vom Hauptdach regengeschützten Bereich liegt, musste ich zum Glück keine mit Silikon verdichteten Anschlussprofile verwenden, deren Montage auf der Leiter stehend sicher nicht ganz einfach gewesen wäre. Vorteil dieser Konstruktion ist die freie Luftzirkulation an der Oberseite der Doppelstegplatten, wodurch sich hier kein Kondenswasser niederschlägt, wie bei meinem anderen Carport. Von unten betrachtet sieht es auch gar nicht einmal schlecht aus

Unter dem Carport hat unser Pössl auf jeden Fall noch genug Platz, dass wir zu einem späteren Zeitpunkt vielleicht über eine Klimaanlage auf dem Dach nachdenken konnten.
Mit einem umlaufenden Aluminium U-Profil habe ich die Oberkante der Verblendung vor den Einflüssen feuchter Witterung geschützt. Dies hat sich inzwischen allerdings als nicht so schlau erwiesen, da ich nicht bedacht hatte, dass sich an den kalten Profilen im Winter regelmäßig Kondenswasser niederschlägt und zu Verfärbungen an der Lackierung der Bretter sorgt. Bei nächster Gelegenheit werde ich diese daher gegen Kunststoffprofile ersetzen.
Da man bei einer Höhe von über dreieinhalb Metern und nur einseitigem Wandabschluss immer damit rechnen muss, dass sich starker Wind in der Konstruktion verfängt und diese in Bewegung versetzt, habe ich massive Slackline-Bodenanker mit einer Länge von 70cm im Betonfundament eingearbeitet. Die Bodenanker gibt es übrigens bei eBay für rund zwanzig Euro. An den Ankern habe ich in einem der Felder Edelstahlseile mit einer Stärke von 10mm befestigt....
...nach oben zu den Kopfbändern geführt, hier mit einem Seilspanner in tief im Holz versenkten Schraubösen eingehängt und diagonal verspannt.
Der einfachste Weg, mehr Stabilität in die Konstruktion zu bekommen, ist die Aufteilung großer Rechtecke in kleinere Dreiecke. Da wegen des seitlich zu geringen Dachüberstandes großdimensionierte Kopfbänder nicht in Frage kamen, habe ich mit dieser Lösung einen ganz brauchbaren Kompromiss gefunden.
Die Verblendung habe ich jeweils unterhalb der Überstände der Dachsparren mit angeschrägten Kanthölzern verschraubt. Durch die Anschrägung sieht die ganze Konstruktion nach meiner Meinung viel gefälliger aus, als wenn alles im rechten Winkel verlaufen würde.
Ein weiterer Vorteil der schrägen Verblendung ist, dass die Regenrinne nun von unten nur noch zu sehen ist, wenn man entweder direkt unter der Dachkante oder in über drei Metern Höhe auf der Leiter steht!
Wenn man so ein Projekt ohne erfahrenen Handwerker alleine stemmt, muss ja eigentlich zwangsläufig etwas schieflaufen. In meinem Fall war es das Gefälle der Regenrinne. Naiv, wie ich war, dachte ich, dass es völlig ausreichen würde, den linken Stützpfosten vier Zentimeter länger zu machen, als den rechten. Auf diese Weise hatte ich gehofft, ausreichend Gefälle für die Regenrinne zu bekommen, damit das Wasser nach links abläuft, wo der Wasserspeicher stehen sollte. Falsch gedacht! In meinem Eifer habe ich blöderweise das Gefälle der Pflasterung ganz außer Acht gelassen, welches über diese Länge ein Gefälle von acht Zentimetern hatte. Allerdings in die andere Richtung!


Abgesehen vom der blöden Wasserführung gefällt mir das Endergebnis aber trotzdem ganz gut!

Damit der Wasserspeicher mit immerhin 800 Litern Fassungsvermögen im unverdichteten Boden nicht umkippen kann, habe ich ihm einen kleinen Käfig gebaut, dessen Stützen gleichzeitig für die Führung des Regenrohres herhalten konnten. Im Winterbetrieb wird der Zulauf zum Wasserspeicher einfach durch Trennung des Fallrohres an einem T-Anschluss gewährleistet, den man im Bedarfsfall nach oben drehen kann.
Auf jeden Fall ist diese Sommer/Winter-Umschaltung weit weniger aufwänig, als die Konstruktion die ich mir für das Dach unseres anderen Carports überlegt habe!

Zu guter Letzt musste nur noch für die Mülltonnen ein neuer Platz gefunden werden, denn die wollten wir auf keinen Fall dem Pössl vor die Nase stellen, wie wir es früher mit unserem Wohnwagen gemacht haben.
Obwohl ich in der Planung hieran überhaupt nicht gedacht hatte, passen die Mülltonnen haargenau zwischen Regenspeicher und Regenfallrohr an der Hauswand. Perfekt!


Und so sieht das Ganze beim Einparken in der Rückfahrkamera aus:
Als dann die gesamte Konstruktion kurz vor Weihnachten fertig war, haben wir noch eine schöne Weihnachtsbeleuchtung angebracht, sehr zur Freude der Kinder, die jeden Morgen auf dem Weg zur Kita an unserem Haus vorbeikommen, und mich während der Bauarbeiten regelmäig mit ihren neugierigen Fragen und Kommentaren begleitet haben.
Was mir neben der ANteilnahme der Kita-Kinder bei der ganzen Arbeit besonders Spaß gemacht hat, war die positive Resonanz der Nachbarschaft während der Fertigstellung des Projektes. Hierbei gab es ausschließlich motivierenden Zuspruch. Es ist wirklich schön, in einer netten Nachbarschaft zu wohnen!

Was jetzt als nächstes Projekt ansteht, ist eine Begrünung der Stützpfosten, damit sich die ganze Konstruktion etwas besser in den Vorgarten einfügt.