rumfahrer hat geschrieben: Fr 13. Aug 2021, 14:08
Franz, du siehst das schon etwas durch die Brille "Wirtschaftwald". Das soll der Nationalpark ja eben nicht sein. Es gibt vom BR eine gute Doku. Die dreiviertel Stunde lohnt sich:
br-mediathek
Gruß
Steffen
Der Filmemacher Eichinger macht normalerweise ganz gute Sachen, ich hab schnell durchgezappt, werde mir das Video aber ganz ansehen.
Ich sehe z.B. meinen Wald durchaus nicht als Wirtschaftswald im eigentlichen Sinn, mit 3,8 ha Waldfläche gibt es nichts zu verdienen. Man hat nur Arbeit. Der Wald hat meine Gerätschaften die für die Waldarbeit nötig sind finanziert, für einen besseren Traktor als wir jetzt haben reicht es aber auf keinen Fall. Kleinstwaldbesitzer sind in erster Linie Naturschützer, ich betrachte mich als solchen.
In der Schöpfungsgeschichte steht u.a. geschrieben : Macht euch die Erde untertan. Dazu gehört auch dass der Mensch in die Entwicklung eingreift. Wenn man den Wald sich selber überläßt wenn er krank ist kommt nichts gescheites dabei raus. Leider existiert in Sachen Wald und Natur sehr viel Halbwissen und nochmehr Ahnungslosigkeit.
Durch gezielte und sinnvolle Eingriffe hilft man dem Wald sich gesund zu entwickeln, in Zeiten des Klimawandels sind Eingriffe dringend nötig, man muß Baumsorten pflanzen die nicht von Natur aus bei uns vorkommen, jedoch mit der zunehmenden Erderwärmung heimisch werden können.
Esskastanien, Zedern und Weymouthkiefern sind im Kommen, die wuchsen früher bei uns nicht. Prominentestes Beispiel ist die Douglasie, sie stammt aus Amerika und wurde vor etwa 120 Jahren in Europa eingeführt. Sie wird die Nachfolgerin der Fichte werden, bisher ist sie gegen die Klimaerwärmung resistent und auch weniger anfällig für Schädlinge. Ich experimentiere gern ein bisserl, deshalb haben wir im Frühjahr 5 Mammutbäume gepflanzt. Diese sind noch sehr selten bei uns, eine Pflanze hat € 25,- gekostet und die Anwuchswahrscheinlichkeit ist nicht sehr hoch. Unsere sind nun ein halbes Jahr in der Erde, ich habe sie zu Anfang gut gewässert und einen Kreis rundum unkrautfrei gehalten. Bis jetzt sind sie noch grün, alle 5.
Auch hier: Das Holz dieses Baumes ist weitgehend wertlos, es brennt nicht mal besonders gut. Erstmals ist es mir gelungen Schwarznuss selber nachzuziehen, Feldahorn und Eiche vermehre ich regelmäßig aus standortgerechtem Samen. Eine wertvolle Hilfe dabei sind die Vögel und die Eichhörnchen, sie verteilen viele Samen im Wald. Ich hatte 4 Wildkirschen als Randbäume, die Vögel haben die Kerne auf natürliche Weise im Wald verteilt, nun habe ich massenhaft Wildkirsche als Begleitpflanze im umzäunten Pflanzfeld. Robinien-ebenfalls nicht autochthon- habe ich selber gezogen. Und auch die Fichte wird in meinem Wald weiterleben, es gibt da eine hervorragende Naturverjüngung, die Bäume stehen praktisch auf ihrem Geburtsort und sollten sich da wohlfühlen. Ein separat eingezäunter Bereich unserer Pflanzung wurde mit Baumhasel bepflanzt, ebenfalls eine nicht autochthone Baumart, gibt es in der gepflanzten Form noch nicht lange. Diese Pflanzung wird von Professoren und ihren Studenten längerfristig beobachtet werden, das ist mit dem Forstamt abgesprochen.
Geld verdienen werden auch meine Nachkommen mit dem Wäldchen nicht. Ich habe jedenfalls den Grundstein für einen gesunden Mischwald gelegt der dem Klima und dem Naturschutz dient.
Es wurdem von dem Förster der uns bei der Planung behilflich war in Begleitung eines Natuschutz-Beamten 20 Bäume im Wald markiert und per GPS zentimetergenau eingemessen, diese Bäume dürfen wir nicht fällen, sollte einer umfallen - was garantiert irgendwann passiert- müssen sie liegen bleiben bis sie verrotten. Dafür haben wir natürlich Geld bekommen, wir können das Holz ja nicht nutzen. Sollte einer in ein Nachbargrundstück fallen dürfen wir den Baum auf unser Grundstück ziehen, da muß er liegen bleiben bis er verrottet ist.
Das was die oberschlauen studierten Forstbeamten im Bayerwald-Naturpark in den letzten Jahren veranstaltet haben betrachte ich nach wie vor als einen beispiellosen Waldfrevel, das selbe passiert gerade im Harz. Wenn der Borkenkäfer die Fichten vernichtet sollte man gegensteuern und nicht tatenlos zusehen. Vielleich wächst ja tatsächlich auf den Borkenkäfer-Kahlflächen wieder mal Wald, aber welcher ? und es wird auf alle Fälle mehr als 100 Jahre dauern. Wenn der Wald gesund ist kann man ihn sich selber überlassen, aber nicht wenn durch Schädlingsbefall ein Massaker droht.
Einer der wichtigsten Bausteine gegen die Schäden des Klimawandels ist Wald, Wald und nochmal Wald. Viele Forstämter haben das auch erkannt.
Ich könnte noch stundenlang weiterschreiben, ich möchte aber dem Peter Wohlleben keine Konkurrenz machen......
