Ich erkenne in einigen Beiträgen Parallelen zu meiner Kindheit, besonders bei Masure.
Ich kam Januar 1946 als sogenanntes Besatzungskind zur Welt, mein Vater war ein französischer Soldat der als Kriegsgefangener zur Zwangsarbeit bei den Bauern in der Nähe eingesetzt war. Er war ein sehr fleissiger Mann wie ich später von Bauern erfuhr die ihn gekannt haben. Er wollte meine Mutter auch heiraten und uns mit nach Frankreich nehmen. Heute bin ich froh dass es nicht dazu gekommen ist. Ich habe ihn zweimal in meinem Leben gesehen, Briefe die er an meine Mutter geschrieben hatte habe ich heute noch.
Bereits 1948 haben sich die Spuren jedoch verloren.
Zur Schulzeit wurde mir meine Herkunft sehr oft unter die Nase gerieben, (der Franzos....) es war eine Schande als uneheliches Kind geboren worden zu sein das noch dazu einen Franzosen als Vater hatte. Das ging jedoch nicht von den Mitschülern aus sondern von deren Eltern.
So direkt unbeschwert war diese Phase meines Lebens nicht. Auch mein Großvater ließ mich spüren was er von den Franzosen hielt, wahrscheinlich auch deshalb weil die ihn im ersten Weltkrieg zum Krüppel geschossen hatten.
Im Jahr 1981 machte ich mich mit Auto und Wohnwagen samt meiner Familie auf um nach den Spuren meiner Herkunft zu suchen, die Vorkriegsadresse meines Vaters bekam ich von meiner Mutter. Mein Onkel hatte mir Zettel mitgegeben auf denen in französischer Sprache geschrieben war wer ich bin und was ich wollte. Ich wurde sehr schnell fündig, der alte Bürgermeister des ehemaligen Wohnortes meines Vaters und sein Kollege aus dem Nachbardorf zeichneten sich durch eine beispielhafte Hilfsbereitschaft aus, es wurde eine Dolmetscherin gesucht und gefunden, man begleitete uns zum ehemaligen Wohnort des Vaters, ein Bauernhof, er wurde von seinem Bruder und dessen Familie bewirtschaftet. Der Bruder, also mein leiblicher Onkel, ignorierte unsere Anwesenheit total, er ließ uns qasi links liegen. Seine Söhne, also Cousins von mir, interessierten sich zumindest für unser Auto, schließlich kommt nicht jeden Tag ein Deutscher im Mercedes.
Zum Schluß führte man uns zum Grab des Vaters, er war bereits 1966 gestorben. Dort trafen wir eine Dame die ihn wohl sehr gut gekannt hatte, sie sprach auch ein wenig Deutsch.
Unbeschwert war diese Reise nicht, nach dem Besuch des Grabes wollte ich nur weg, so schnell wie möglich weg, alles hinter mir lassen.
2017 war ich nochmal da, mit dem nötigen zeitlichen Abstand ließ sich das jetzt leichter ertragen.