Tjaffer hat geschrieben: Di 27. Jun 2023, 16:13
Also: wo fängt ein Dickschiff an??
Wer oder was bestimmt was ein Dickschiff ist??
Abseits der in DE so geliebten Neigung, alles in Normen und Standards zu pressen, gibt es hierfür in Österreich eine ganz einfach Erklärung:
- Dickschiffe sind a Wengerl größer als die meisten anderen
Dazu muss man auch die wichtigste Maßeinheit in Österreich erklären:
A Wengerl
Das leitet sich aus dem hochdeutschen "Ein wenig [mehr|weniger|größer|kleiner|etc.]" ab und definiert eine Quantität, die nicht in absoluten Zahlen angegeben werden kann oder soll und immer im Kontext der ursprünglichen Größenordnung zu sehen ist.
Als Beispiel kann man den Einkauf bei der Wursttheke anführen. Wenn ein Deutscher 100g Wurst bestellt, dann erwartet er auch, dass 100g Wurst verwogen werden. Dabei wird allenfalls eine Toleranz von x,y% akzeptiert, die aber ihrerseits in irgendeiner DIN oder ISO Norm verankert sein muss. Wat mut, dat mut. In Österreich klatscht die Verkäuferin gleich von Haus aus 110-120g auf die Waage, und fragt den Kunden mit einem Blick, der freundlich ist, aber keinen Widerspruch duldet: "Derf's a wengl mehr sein?" (dialektische Abwandlungen sind also zulässig).
Umgelegt auf die Eingangsfrage würde Herr Österreicher angesichts eines 7,5t Liners sagen: "Nau prack, schau da des Dickschiff an!" und Frau Österreicher würde sagen: "Der is a wengl gresser als unserer!".
In manchen Fällen kann die Anwendung von "A Wengerl" also auch ironisch gemeint sein. Besitzt das österr. Ehepaar nämlich selbst ein sehr kleines Womo, dann wäre der Größenunterschied als "gewaltig" zu beziffern. Solchen Superlativen entzieht sich der Österreicher und quantifiziert den Unterschied eben mit "a wengl". Dem Österreicher wird die Fertigkeit zur richtigen Taxierung, wieviel "Ein Wengerl" in welchem Fall bedeutet, mit der Muttermilch eingeflößt.