Sparks hat geschrieben: Do 18. Mär 2021, 15:20
Bei 2 Personen mit gleichem Vor und Nachnamen, verdrehbarem Geburtsdatum und gleichem Wohnort, da kommen schon unsere Ordnungshüter an die grenzen der geistigen Fähigkeiten, von Auskunfteien ganz zu schweigen. Aber die großen Datenkraken schaffen das. Anonymisierung hin oder her.
Nicht trotz, sondern WEGEn der Anonymisierung. Google will keine Werbung an Klaus Müller oder Klara Mustermann verkaufen. Google will möglichst fein gerasterte Zielgruppen für Werbung verkaufen. Da ist es egal, ob es Klaus Müller in Detmold, geboren 3.4.'56 und noch einen Klaus Mühler in Detmold, geboren 4.3.'56 gibt. Die wollen wissen, welche unique IDs welche Seiten besuchen, welche Schlagwörter sie suchen, welche Artikel lesen, welche Sachen kaufen... Dass dann hinter der ID47110815 der Klaus Müller steckt, das verrät der Klaus selber, interessiert Google aber nur, wenn's um die persönliche Ansprache in der Werbung geht.
Und das schöne Beispiel aus dem Video, in dem Spiegel mal "zerlegt" wird, funktioniert auch nur auf den entsprechenden Rohdaten, die zu bekommen sind. Und da gibts eben keine Möglichkeit von Visa, herauszufinden, was du bei Aldi kaufst, denn Aldi teilt Visa nur mit, dass du da einen Einkauf für 140 € bezahlen willst, aber nicht, ob das jetzt 5 Karton Fusel oder ein Akkuschrauber ist. Payback kann vielleicht sehen, was du bei DM kaufst... aber nicht, was du bei Edeka kaufst. Und auch nicht, was du bei DM vielleicht nicht über deine Payback-Karte laufen lässt. Außer natürlich zu zahlst immer mit EC-Karte. Dann kann man das natürlich wieder aggregieren, weil man eine gemeinsame Verbindung hat. Wenn du aber immer über PB-Karte und EC-Karte bezahlst und "anonyme" Einkäufe bar, geht das wieder nicht mehr.
Wichtig ist aber immer: Du brauchst die Rohdaten! Und die sind jedem Unternehmen heilig, weil es das ist, womit man Geld verdienen kann. Eine Werkstatt verkauft nicht ihre Mitarbeiter, die sie teuer auf Kurse schickt und die jahrelang auf Kosten der Werkstatt lernen. Die verkaufen die Dienstleistung, die die Mitarbeiter erbringen. Und zwar je besser ausgebildet, um so teurer. Und so verfeinern auch die Big Data Firmen ihren Datenschatz immer weiter und verkaufen dann Dienstleistungen auf Basis dieser Daten. Payback weiß genau, was du bei DM wann zu welchem Preis gekauft hast. Und es kann daraus z.B. ablesen, bei welchem Preisunterschied beim Shampoo statt zur Eigenmarke lieber zum Markenprodukt gegriffen wird. Oder ob Leute, die Shampoo kaufen, auch Klopapier kaufen und es daher Sinn macht, beide Artikel möglichst weit auseinander zu stellen, damit die Leute an möglichst vielen Regalen vorbei kommen... Es interessiert bei DM aber niemand, das Klaus Müller immer Freitags eine Schachtel Kondome kauft und die mit einer anderen Karte zahlt als den Wochenendeinkauf bei real... Warum auch? Ist völlig uninteressant, wenn man nicht grad ausgerechnet Klaus Müller ans Leder will.
Ja, es lassen sich viele Sachen aus solchen Daten heraus filtern. Das Interesse geht aber nicht dahin, einzelne Personen en Detail auszuspionieren und genau zu wissen, wo du wann warst. Das ist bei Big Data völlig uninteressant. Dafür zahlt keiner einen Cent (außer deinem Partner vielleicht). Wichtig ist der Wirtschaft nur, welche Interessen du hast und in welche Kategorien man dich stecken kann. Ob Klaus Müller jetzt Freitag abend immer bei Luigis Pizza bestellt, interessiert nicht. Es interessiert nur, welche Leute Freitag abends bei Luigi Pizza bestellen. Ob das Klaus Müller oder Klara Mustermann ist, ist egal. Ich möchte denen nur ein spezielles Angebot machen, dass es bei Vesuvio Pizza Freitags auf alle XXL-Pizzas 20% gibt...